Pressebericht - Landschaft nicht, verspargeln             14.08.2001


Eine Planungsgesellschaft aus Kassel würde gerne zwischen Körle und Albshausen Windkraftanlagen bauen. Eine Bauvoranfrage wird auf den Weg gebracht.

Mit der Bürgerinitiative Saubere Zukunft (BI) Albshausen, die sich gegen den Bau von Windkraftanlagen auf der Körler Höhe ausspricht, haben sich die Männer von Perpetu schon getroffen. Denn sie planen, ihrerseits bis zu vier Windräder ganz in der Nähe des umstrittenen Gebietes zu errichten: nahe der ICE-Trasse in der Gemarkung Guxhagen. Die Kritikpunkte der BI waren ihnen bekannt. Sie trafen sich vergangene Woche mit den Albshäusern zum Gespräch, um Bedenken im Vorfeld auszuräumen, berichteten Georg Kohlenbeck, Geschäftsführer der Perpetu Projekt GmbH, und Manfred Balz-Fiedler, Geschäftsführer der Perpetu Ressource, im HNA-Gespräch. Seit vier Jahren ist die Kasseler Firma im Geschäft in Sachen Solarstrom und Windenergie.

Sie hätten einen Standort gesucht, der durch andere Bauwerke bereits beeinträchtigt ist. „Wir wollen keine Verspargelung der Landschaft", sagte Balz-Fiedler. Die sei aber seiner Meinung nach auch nicht zu befürchten, da es außer dem jetzt genannten keinen interessanten Standort in der Umgebung gebe.

„Deponie nicht geeignet"

Die Stellberg-Deponie, von der Gemeinde Guxhagen als Windvorrangfläche ausgewiesen, sei nicht geeignet: Die Deponie - dort wurde beim ICE-Trassenbau Abraum hingebracht - ist ein Aufforstungsgebiet, und überm Wald gebe es viel zu viele Turbulenzen. Außerdem würde der' aufgefüllte Boden Probleme beim Fundamentieren machen.

Die Fläche, um die es geht, liegt an der ICE-Trasse am Kehrenberg, die Bundesstraße ist nicht weit weg, und Hochspannungsleitungen verlaufen über dem Gelände. Ulrich Zeidler, Architekt und Dipl. Ingenieur aus Guxhagen, hatte die Kasseler Firma auf den Standort aufmerksam gemacht. Er sieht in den Windkraftanlagen eine Möglichkeit, den Wert des Landes zu steigern. Etwa für Landwirte, die Flächen an die Betreiber verpachten können.

Maximal vier Anlagen könnten dort entstehen mit einem Abstand von jeweils gut 300 Metern. Die Windräder wären einschließlich der Rotoren 120 Meter hoch. 600 Meter Abstand würden die Windräder bis zur nächsten Bebauung halten. Das sei weit genug weg, um dem Schattenwurf zu entgehen. Um den vorgeschriebenen Schallgrenzwert einzuhalten, müsste man 500 Meter Abstand halten. Vorsichtshalber gebe man da aber noch ein wenig zu. „Der Verkehrslärm von einer Bundesstraße ist sowieso lauter," sagt Kohlenbeck. Um eine Baugenehmigung bekommen zu können, müsse man vorher in einem Gutachten nachweisen, dass man all diese Belastungspunkte für die Menschen in der Umgebung ausschließen kann.

Sollte sich nach dem Aufstellen eines Windrades herausstellen, dass es doch mehr Geräusche von sich gibt als erlaubt, dann könne man das auch noch nachjustieren: Die Flügel würden dann anders eingestellt. Das bedeute zwar mitunter Einbußen in der Wirtschaftlichkeit, sei aber machbar.

Zum Weiterlesen: www.wind-energie.de und auch die Diskussion im Bürgerforum unter www.guxhagen.de


Zahlen-Splitter

• In ganz Deutschland gab es im Bereich der Windenergie im vergangenen Jahr 35 000 Arbeitsplätze, Tendenz steigend.

• Nach etwa neun Monaten hat ein Windrad soviel Energie erzeugt, wie verbraucht wurde, um die Anlage herzustellen.

• Windkraftanlagen-Betreiber erhalten seit April 2000 nach dem Gesetz um Vorrang • Erneuerbarer Energien eine Vergütung von 17,8 Pfennigen pro Kilowattstunde Strom.

• Etwa 20 Jahre lang hält eine Windkraftanlage. Und auch danach bleibe keine Bauruine stehen: Wer ein Windrad baut, müsse vorher sicher stellen, dass er es auch wieder abbauen kann, versichert Georg Kohlenbeck. 


Becker: Anlagen wären zu dicht am Ort

„600 Meter Abstand bis zur nächsten Bebauung ist nicht viel", sagt Bürgermeister Winfried Becker zu den Plänen von Perpetu. Die Windräder seien in Bewegung, zögen also den Blick auf sich, das bedeute schon eine Beeinträchtigung für die Menschen, die dort wohnen.

Der Ortsbeirat Albshausen habe eine öffentliche Diskussionsrunde angeregt, die es auf jeden Fall noch zu diesem Thema geben soll, so Becker. Weder die Gemeinde noch die Bürgerinitiative seien gegen Windkraftanlagen, doch sei der richtige Standort wichtig.

Die Gemeinde werde auf die ausgewiesenen Windvorrangflächen pochen, so der Bürgermeister - auch, wenn diese vielleicht weniger lukrativ seien. Die Stellberg-Deponie sei weit genug von bewohntem Gebiet weg, so dass dort niemand gestört würde.

Schließlich müsse man bedenken, dass auch auf der Körler Höhe auf dem Gebiet der Nachbargemeinde Windräder gebaut werden sollen. Dann wäre Albshausen von dieser Seite ohnehin schon belastet.


Berechnungen

Um herauszufinden, wie stark der Wind weht, dient ein Mischsystem zur Berechnung: Die Fachleute nehmen benachbarte Anlagen als Anhaltspunkt, greifen auf die Windmessung auf dem Körler Berg zurück sowie auf ein Windkataster, und sie messen vor Ort selbst, um zu berechnen, wie der Wind an der ICE-Trasse bläst. Von sechs Metern pro Sekunde ist da die Rede. Damit könnte man effizient arbeiten.

Ein Windgutachten, das Aufschluss über die zu erwartende Wirtschaftlichkeit einer Anlage dort gibt, ist in Arbeit. Dieses gehe zur Sicherheit für den Investor immer von zehn Prozent weniger Wind aus, als man wirklich ermittelt hat, erläuterte Balz-Fiedler. (HNA, tns)

Stand: 10.09.01 22:13, (c) www.koerle.net 

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