MÜLLABFUHR                                                                                Körle, 12.04.02


Es bleibt dabei: Alle 14 Tage 

Schwalm-Eder-Kreis - Es ist entschieden: Der Müll im Schwalm-Eder-Kreis wird ab 1. August nur noch alle 14 Tage abgeholt. Außerdem wird es keinen festen Sperrmülltermin geben. 

Die Würfel sind gefallen: Eine Dreiviertelstunde und drei Wortmeldungen brauchte die Versammlung des Abfallzweckverbandes, um einstimmig eine neue Müllsatzung zu verabschieden. Damit gilt ab 1. August im Schwalm-Eder-Kreis:
Es gibt keine 50-Liter-Tonnen mehr, 
der Abfall wird alle 14 Tage geholt, 
bei kleinen Mengen steigen die Preise, bei großen sind sie gesenkt worden.
Außerdem beschloss die Versammlung, die am Dienstagabend im Homberger Kreishaus tagte, dass es keinen festen Sperrmülltermin geben wird, sondern nur wie bisher das Kartenabrufsystem.

Landrat Jürgen Hasheider versicherte, dass die Verbraucher mit der neuen Regelung einen spürbaren Vorteil erleben würden und demnächst auf eine Erhöhung der Gebühren verzichtet werden könne. „Wären wir beim alten System geblieben, hätten wir die Gebühr um sieben Prozent erhöhen müssen.“

Der Geschäftsführer des Abfallzweckverbandes, Michael Schneider, erläuterte, dass die Abfuhrverträge zum 31. Juli auslaufen und deshalb die Dienstleistung ausgeschrieben werden musste. Außerdem seien die bisherigen 50-Liter-Tonnen ohne Rollen nach dem Arbeitsschutzgesetz nicht zulässig. Aber: „Es gibt kein rollbares 50-Liter-Gefäß.“ Daher fasst künftig die kleinste Tonne 80 Liter.

Ziel der 14-tägigen Abfuhr sei, die Gebühren einigermaßen stabil zu halten, sagte Schneider. Um für mehr Gerechtigkeit zu sorgen, sei eine Grundgebühr von 3,75 Euro im Monat vorgeschlagen worden.
Der Kreis muss dieses Jahr knapp 12,2 Millionen Euro Gebühren erwirtschaften. Für nächstes Jahr sind über 11,2 Millionen Euro errechnet worden, um die Kosten zu decken. Von den 75.000 Haushalten im Schwalm-Eder-Kreis sind 65.000 an die Müllabfuhr angeschlossen.

Insgesamt sind 65.000 Mülltonnen im Umlauf, 45.000 Stück davon mit 50-Liter-Volumen. Die Verbraucher bekämen diese kleinen Behälter geschenkt, sagte Schneider, „weil wir sie zu nichts mehr gebrauchen können.“ Sie könnten die überflüssige Tonne aber auch abholen lassen.

Rechtzeitig vor August sollen die neuen Gefäße ausgeliefert werden. Automatisch werden 50-Liter-Tonnen gegen 80-Liter-Tonnen getauscht. Wer einen größeren Behälter haben möchte, muss dies in seinem Rathaus anmelden. Das betrifft auch die großen Container. 

Kritik: „Kommen nicht dran vorbei“ 


Kritik an der HNA-Leserumfrage und an den Reaktionen übte der ehemalige Landtagsabgeordnete Karl Heinz Ernst (Fritzlar) in der Versammlung. Die Antworten aus Leserkreisen basierten zum Teil auf unabänderlichen Fakten, „an denen wir nicht vorbei kommen“: 50-Liter-Tonnen dürften aus Gründen des Arbeitsschutzes gar nicht mehr verwendet werden. Darüber sei im Vorfeld nicht ausreichend informiert worden.

Zugleich wies Ernst auf einen Bericht in der HNA vom Dezember 2000 hin, in dem alle Fakten über das neue System enthalten waren. Mit den Müllgebühren werde die gesamte Abfallentsorgung im Kreis finanziert. 

FDP-Reaktion: Abfall aus dem Wald vors Kreishaus 


Die FDP will einen Überraschungsangriff starten: „Wir werden zu einem überraschenden Termin den Verantwortlichen Sperrmüll aus dem Wald vor die Haustür bringen“, sagte am Mittwoch FDP-Kreisvorsitzender Peter Klufmöller auf Anfrage. Die Drohung von seinem Vertreter Heinz Engelhardt (Homberg), eine Demo zu organisieren, sei durchaus ernst zu nehmen. Die Abfälle sollten tatsächlich aus der Natur stammen und vor dem Kreishaus in Homberg abgeladen werden.

Im übrigen sei er, Klufmöller, maßlos verärgert, weil sich vor der Kommunalwahl SPD und CDU einig gewesen seien, unbedingt einen festen Sperrmülltermin einzuführen. „Danach will davon keiner mehr was gewusst haben.“

Die Liberalen kritisierten außerdem die 14-tägige Abfuhr des Hausmülls. Als Arroganz der Macht bezeichnete der stellvertretende FDP-Kreisvorsitzende Heinz Engelhardt (Homberg) die Beschlüsse des Abfallzweckverbandes, „sich über die Wünsche der Bürger hinwegzusetzen und ein Müllsystem zu installieren, dass so nicht gewünscht ist“. Auch die Argumente hinsichtlich der Verteuerung durch einen festen Abfuhrtermin zögen nicht, denn nach Informationen der FDP sei dazu keine keine Angebotsausschreibung vorgenommen worden. Vielmehr habe man sich ein einziges Angebot geben lassen, behauptete Engelhardt.

Was den zweiwöchigen Rhythmus angehe, so würde das spätestens im Sommer riechbar. „Der Müll stinkt von Köln bis in den Schwalm-Eder-Kreis.“

Zusammen mit Einwohnern würden nun „Aktionen für ein bürgerfreundliches Verhalten der Kreisspitze und des Abfallzweckverbandes“ geplant, sagte der Liberale. Das Themen Müllgebühren, Abfuhrtermine und Sperrmüll werde nach den Beschlüssen des Verbandes nicht zu den Akten gelegt.

Das kostet der Müll im Monat 
80-Liter-Gefäß: 10,15 Euro (bisher 9,71). 
Zwei 80-Liter-Gefäße: 16,55 Euro (bisher 15,54 Euro). 
120-Liter-Gefäß: 13,35 Euro (bisher 23,31 Euro). 
Zwei 120-Liter-Gefäße: 22,95 Euro. 
240-Liter-Gefäß: 22,95 Euro (bisher 46,63 Euro). 
Zwei 240-Liter-Gefäße: 42,15 Euro. 
1100-Liter-Container: 91,75 Euro (bisher 213,72 Euro). 
Zwei 1100-Liter-Gefäße: 179,75 Euro. 
Weitere Kombinationen sind möglich, z.B. 120 und 80 Liter für 19,75 Euro. 
Grundgebühr: 3,75 Euro (schon in den Preisen enthalten). 
Müllsack: 2,70 Euro. 
Nach der Satzung können sich nicht zwei Haushalte zusammenschließen, und eine gemeinsame Mülltonne nehmen. Ausnahme: Ein Mehr-Personen-Haushalt und ein Ein-Personen-Haushalt, die zusammen in einem Haus leben (zum Beispiel mit Einliegerwohnung), können gemeinsam eine Tonne haben. Mindestvolumen: 120 Liter. Allerdings muss dann jeder dieser beiden Haushalte die Grundgebühr von 3,75 Euro zahlen. 

Beim Sperrmüll ändert sich nichts 

Es bleibt beim Kartensystem. Ein zusätzlicher fester Termin im Jahr, wie er von der FDP angeregt worden war, würde die Müllgebühren um zehn Prozent in die Höhe treiben, erläuterte Landrat Jürgen Hasheider vor der Versammlung des Zweckverbandes.

Im übrigen werde nach dem aktuellen Verfahren fast genau so viel Sperrmüll eingesammelt wie früher, als es nur die festen Jahrestermine im Schwalm-Eder-Kreis gab. 
1999 wurden fast 13.000 Anforderungskarten gezählt und knapp 4800 Tonnen Sperrmüll gesammelt, 
2000 waren es 14.800 Karten und 5.400 Tonnen Müll, 
2001: 15.600/5600.
Viele Einwohner bedienten sich der Getrenntsammlung, beispielsweise bei Waschmaschinen und anderen Elektrogeräten, sagte Hasheider.

Zuständig ist der Recycling-Service in Borken (Heinrich-Hertz-Straße 4), der so genannte Braune Ware (Unterhaltungselektronik, Computer) annimmt und Weiße Ware wie Waschmaschinen, Geschirrspüler und Wäschetrockner abholt: Tel.: 05682/730173. Anforderungen auch über das Internet: http://www.recycling-service.de (HNA, 12.04.02,
REINHARD BERGER)

Stand: 14.04.02 23:40, (c) www.koerle.net 

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