Windenergie am Körler Berg                                                  Körle, 29.04.02


Kein Weg führt übers Kirchenland

Die Kirche lässt die Windkraft-Anrägen-Erbauer in Körle nicht übet ihr Grundstück zur künftigen Baustelle

Die Kirche hat Nein gesagt und sich auch nicht durch Geldangebote erweichen lassen: Die Baufahrzeuge dürfen nicht übers Kirchengrundstück fahren, wenn die Windräder auf dem Körler Berg errichtet werden. So ist die Baugenehmigung für die Windkraftanlagen längst erteilt, aber noch steht das Gelände still und stumm.

Kurve ist zu eng

Der kürzeste Weg von der Bundesstraße zur künftigen Baustelle hätte quer über ein Kirchengrundstück geführt, erläuterte Bürgermeister Mario Gerhold dazu. Das hatte die Kirche bereits abgelehnt. Variante Nummer Zwei hätte die Baustellenzufahrt über vorhandene Wege geleitet, aber das Kirchengrundstück etwas anschneiden müssen, weil die großen Fahrzeuge nicht im rechten Winkel abbiegen können. Auch dagegen sprach sich allerdings der Kirchenvorstand aus.

Das sei nur konsequent, sagt Pfarrer Heinz-Ulrich Schmidt-Ropertz. „Wir haben Nein gesagt, als es darum ging, auf einem Kirchengrundstück eine Windkraftanlage zu errichten. Wir sind nicht gegen Windkraft, sondern gegen diesen Standort." Die Argumente der Firma LUV Windenergie aus Borken, die die Anlagen in Körle bauen will, hätten den Kirchenvorstand nicht davon überzeugt, dass Windräder dort ökologisch sinnvoll seien. „Wir können den Betreiber jetzt nicht über unser Grundstück lassen, nur weil es Geld dafür gibt." Sonst sähe es es so aus, als sei der Kirchenvorstand käuflich, so der Pfarrer weiter. Die Firma LUV hatte eine großzügige Entschädigung für die vorübergehende Nut­zung der etwa 120 Quadratme­ter angeboten. Im Kirchenvorstand sei das Thema ausführlich diskutiert worden, dann fiel eine Mehrheitsentscheidung. Er habe das Thema sogar mehrmals in den Kirchenvorstand gebracht, um alle Seiten zu beleuchten. Das werde ihm nun als Verzögerungstaktik ausgelegt.

Helmut Lompe, Geschäftsführer bei LUV, nannte die Ablehnung des Kirchenvorstandes fatal. „Die Kirche sieht nicht die Tragweite ihrer Entscheidung", sagte er, und sie verhalte sich geradezu unchristlich. LUV ha­be eine andere Lösung ins Auge gefasst, aber die stehe noch nicht 100-prozentig fest. Daher wollte Lompe noch keine Einzelheiten nennen.

Das Verhalten des Kirchenvorstandes untergrabe die vorhandenen Pläne, sagt Bürgermeister Mario Gerhold.

Tatsachen geschaffen

Pfarrer    Schmidt-Ropertz sieht das genau aus der anderen Richtung: Er wirft der Firma vor, geplant zu haben, ohne vorher mit der Kirche zu sprechen. Es sei nun einmal so, dass das Kirchenland zwischen Bundes­straße und Windkraft-Standort liege. Aber anstatt im Vorfeld über Zugangsmöglichkeiten zu reden, wurden Tatsachen geschaffen. „Hätte man früher mit uns geredet, wäre auch früh klar gewesen, dass unser Land nicht zur Verfügung steht. Wir können nicht unsere Mehrheitsentscheidung kippen, damit es für den Betreiber billiger wird."

Die Kirche werde mit ihrem Nein den Bau der Anlagen nicht verhindern können, sagte Ger­hold. Man müsse nun eben buchstäblich einen anderen Weg suchen. Den gäbe es baulich auch, der wäre aber aufwendiger und teurer und würde einen erheb­lich größeren Eingriff in die Natur bedeuten. Der Bürgermeister führt zudem die Pachteinnahmen ins Feld, die die Gemeinde von LUV über die Jahre bekommen wird. Fielen die weg, ginge der Gemeinde ein fünfstelliger Euro-Betrag verloren. Die Ge­meinde versuche, etwas für ihre finanzielle Situation zu tun, der Kirchenvorstand werfe ihr nun Knüppel zwischen die Beine. Der Bau der Windräder sei ein Beschluss der Gemeindevertre­tung gewesen. Den, so wünscht sich Gerhold, solle auch der Kirchenvorstand respektieren. (HNA, 29.04.02, tns)

Stand: 30.04.02 14:45, (c) www.koerle.net 

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