Gemeinde Körle                                                                    Körle, 19.09.02

 
Bald gehen die Waldzwerge um

Körler Parlament votiert einstimmig für Einrichtung eines Waldkindergartens

Ein deutliches Votum haben Körler Eltern für die Einrichtung eines Waldkin­dergartens gegeben. In einer Umfrage unter allen Eltern, deren Kind nächstes Jahr drei Jahre alt wird, sprachen sich 19 Eltern dafür aus, ihr Kind das ganze Jahr über in einem Waldkindergarten betreuen zu lassen. Dabei bewegen sich die Kinder die meiste Zeit unter Betreuung in freier Natur. Als Einkehrmöglichkeit wird lediglich eine Hütte oder ein Bauwagen benötigt.

Die Eltern von 17 weiteren Kindern würden auf ein solches Angebot zurückgreifen, wenn ein monatlicher Wechsel zwischen Waldkindergarten und regulärem Kindergarten erfolgen würde.

Wegen der steigenden Zahl an Kindergartenkindern hatte die Gemeinde bereits Varianten wie Anbau, Neubau oder Auslagerung des Horts ange­dacht. Die Leiterin der privaten Kindergruppe „Die kleinen Strolche", in der seit vergangenem Jahr auch Kindergartenkinder betreut werden, hatte angeregt, einen Waldkin­dergarten einzurichten. Denn:

„Die Kapazität des Kindergartens ist an der Grenze, auch die Kooperation mit den Strol­chen reicht nicht, den Bedarf zu decken", erklärte Bürger­meister Mario Gerhold in der Parlamentssitzung am Dienstag. Auch die Gemeinde Guxhagen habe gute Erfahrungen mit ihrem Waldkindergarten nahe Albshausen gemacht.

Da 19 Kindern das Angebot annehmen würden, steht dem Projekt in Körle nichts mehr im Wege. Auch das Parlament gab in seiner Sitzung am Mon­tag dem Vorhaben einstimmig seinen Segen. Der Gemeinde­vorstand wurde beauftragt, die Vorbereitungen zur Eröffnung eines Waldkindergartens ab August unter der Federfüh­rung der Kindergruppe „Die kleinen Strolche" zu treffen.

Eine  Informationsveran­staltung fand statt, zu der Fachleute wie ein Förster und Vertreter des Kreises eingeladen waren. Dort wurden die Vorteile für die ganzjährige Betreuung einer Gruppe im Waldkindergarten  deutlich. Dafür hatte sich auch Sylvie Lorbeer, die Leiterin der Strolche, ausgesprochen.

Eine geeignete Fläche wäre vorhanden: Einewiese, die der 1993 verstorbene Körler Heimatdichter Wilhelm Pfeiffer, der Gemeinde vermacht hatte. „Das ist eine gute Sache", be­tonte Gerhold. Auch in pädagogischer Hinsicht. Kinder würden im Umgang mit der Natur vertrauter. Überdies besagten Untersuchungen, dass Kinder, die häufig an der frischen Luft seien, seltener unter Erkältungskrankheiten leiden.

„Die SPD ist von der Konzeption überzeugt", erklärte Michael Oetzel (SPD). Als gute Sache bezeichnete Bodo

Bockskopf (FDP) das Vorha­ben, wandte aber zugleich ein, dass die Gemeinde mit einem Waldkindergarten „nicht billiger wegkomme". Als ökono­misch und ökologisch sinnvol­le Lösung bezeichnete Bernhard Lanzenberger (CDU) das Projekt.

Sicher sei ein Waldkinder­garten die günstigere Betreuungs-Variante, meinte Gerhold. Für eine bauliche Lösung müsse demgegenüber mit zwischen 150 000 und 200 000 Euro kalkuliert werden.

Vorgesehen sei, eine Gruppe einzurichten. Diejenigen, die sich für einen monatlichen Wechsel ausgesprochen haben, kämen nicht zum Zuge. Die aber würden nicht verges­sen, man könnte beim Kinder­garten einen zweiten Waldtag einrichten. Vor der Umsetzung, so der Beschluss des Parlaments, ist die Gemeindevertretung über den Umfang der entstehenden Kosten und das Konzept zu informieren. (ZAL)


Hintergrund

Transfer mit einem eigenen Kindergartenbus

Als reguläre Betreungszeit des künftigen Waldkindergarten-Angebots in Körle ist im Sommer 8 bis 13 Uhr und im Winter die Zeit von 8.30 bis 13 Uhr vorgesehen.

Schon jetzt sei allerdings klar, dass für acht der Waldkinder laut Umfrage eine längere Betreuung als 13 Uhr notwendig ist, erklärte Bürgermeister Mario Gerhold. Dafür zeichnet sich eine Lösung ab. Die Kindergruppe „Die kleinen Strolche" könnte diejenigen Kinder vor- oder nachmittags bei sich aufnehmen, die eine längere Betreuungszeit brauchen.

Der Transfer zwischen Wald und Betreuungsräumen im Ort soll mit einem eigenen  Kindergartenbus erfolgen, den die Gemeinde kaufen oder leasen möchte. Der könne auch vom Kindergarten und der Kindergruppe für deren Ausflugsfahrten genutzt werden. „Wir schlagen mehrere Fliegen mit einer Klappe", sagte Gerhold.

Der von Eltern vorge­schlagene Einsatz des Körler Bürgerbusses komme nicht in Betracht, weil der zumeist verplant sei. Über­dies sei das wenig sinnvoll, da bei schlechtem Wetter das Fahrzeug häufig gereinigt werden müsste, denn das Gelände am Wilhelm-Pfeiffer-Brunnen ist auch mal matschig. (HNA Melsungen, 07.11.02 ZAL)
 

Stand: 08.11.02 03:02, (c) www.koerle.net 

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