Abschied vom Benzingeruch
Die
Zwei von der Tankstelle, Gerlinde und Willi Kilian, gehen in
Ruhestand
Stehen
fahrzeugtechnische Wartungs- oder Reinigungsarbeiten an oder zeigt
die Tanknadel auf Reserve, fährt man in Körle nicht zur
Tankstelle, sondern zum Kilian. Gerlinde und Willi Kilian sind der
Inbegriff rühriger Tankstellenbetreiber. Mehr noch, in 22 Jahren
ist das Ehepaar in Körle zu einer Institution geworden.
Am
Donnerstag, 2. Januar, gehen sie in Ruhestand und übergeben den
Betrieb an einen Nachfolger, Heiner Gerhold. „Ein bisschen
gemischte Gefühle sind schon dabei, 22 Jahre kann man nicht
wegwischen", sagt Gerlinde Kilian, die in den 22 Jahren beinahe
täglich an der Tankstelle anzutreffen war.
Fünf
Mal hat in der Zeit das Logo gewechselt, unter denen die Tankstelle
firmierte, unverändert aber blieb die Freundlichkeit von Gerlinde
Kilian, die sämtliche Stammkunden namentlich begrüßt.
Jeden
Tag hatten sie geöffnet, Ehemann Willi werkelte schon mal länger
in der Werkstatt, wenn die Kunden ihr Fahrzeug brauchten. „Die
Kunden danken es uns, indem sie immer wieder kommen", erzählt
sie. In der Werkstatt wurde am Samstag denn auch
Drückten
gemeinsam schon die Schulbank der
anstehende Ruhestand gefeiert. Verwandten und den engsten Freunden
wurden an Willi Kilians Arbeitsplatz Wildschweinspanferkel und Bier
aufgetischt.
Seit
dem ersten Tag arbeitet Willi Kilian in der Tankstelle. Der liegt 37
Jahre zurück, damals noch unter der Regie der früheren Betreiberin.
Als sie in Ruhestand ging, übernahmen die Kilians den Betrieb. Eine
neue Aufgabe für den gelernten Dreher und Gerlinde Kilian, die als
Lederwarenstepfabrik
in die Lehre ging. Gemeinsam haben der heute 63-und die 62-Jährige
schon die Schulbank gedrückt, gemeinsam gearbeitet, gemeinsam
verabschieden sie sich am Donnerstag in den Ruhestand. Und der ist
wohlverdient. Urlaub, den gab's höchstens am Wochenende, vielleicht
mal ein, zwei Tage. Ernsthaft krank gewesen zu sein, daran erinnert
sich die Chefin nicht. „Höchstens von Samstagnachmittag bis
Sonntagabend", erzählt sie lächelnd.
Einen
Acht-Stunden-Tag, den gab's nie. „Es sind schon lange Tage von früh
an", erzählt die 62-Jährige. Morgens um halb acht Uhr
aufsperren, nicht immer war wochentags um 18 Uhr Schluss. Den Umgang
mit den Leuten, ist sie sich sicher, wird sie am meisten
vermissen. 22 Jahre ein Kommen und Gehen. 22 Jahre, in denen sie
immer wieder aus ihrem Häuschen raus- und takt mit Kunden, die
nachfragen, ob der Kraftstoff teuerer wird, hier mal ein Schwätzchen,
da mal ein Schwätzchen, oder Menschen aus der Nachbarschaft wie
Lenchen, die in der Schürze in das Tankstellenhäuschen gelaufen
kommt und Geld gewechselt haben möchte, das wird ihr fehlen.
Zeit
für Hobbys blieb bisher kaum, im Schützenverein möchten sie künftig
aktiver sein. Jetzt wollen sie erst einmal die Freizeit genießen,
die sie bisher nicht hatten. Außerdem planen sie, ihr Haus zu
renovieren. Schließlich sei all die Jahre viel liegen geblieben,
erzählt Gerlinde Kilian.
„Wenn's
uns nicht so viel Spaß gemacht hätte, wer weiß, ob wir's so lange
gemacht hätten", sagt die 62-Jährige. Spaß und Idealismus,
das muss sein, meint sie. Mit Willi und Gerlinde Kilian
verabschiedet sich eine Körler Institution Ihr Leben, das war die
Tankstelle (HNA, 03.01.03).
Hintergrund
Tankstelle vor 37 Jahren eröffnet
chon
unter der Regie der üheren Betreiberin arbeite Willi Kilian an der
Tankelle in der Nürnberger Stra-? in Körle. Vor 37 Jahren
erfnete die damalige Shell-mkstelle. Später war es eine eie
Tankstelle, anschließend mierte sie unter Texaco, in täteren
Jahren unter Dea id seit wenigen Wochen un-r Lomo. Vor 22 übernahm
das Körler Ehepaar Kilian die Tankstelle, die sie von dem Körler
Unternehmen Dippel Transporte gepachtet hat. Die beiden gebürtigen
Körler, die sich seit Kindertagen kennen und in Körle leben,
sind seit dem 23. Dezember 1960 verheiratet. Sie haben zwei Töchter
und vier Enkel im Alter zwischen neun und 23 Jahren. (ale)
Stand: 07.01.03 22:11, (c) www.koerle.net
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