Körle                                                                                           Presse, 30.03.03

 
Karte zeigt acht Impfbezirke

Bei Angriff mit Pockenviren 200 000 Impfungen in fünf Tagen möglich

SCHWALM-EDER. Ein seit 25 Jahren weltweit ausgerottetes Virus hat für die Gestaltung einer Schwalm-Eder-Landkarte gesorgt, die es so noch nicht gab. In acht Bezirke wurde das Kreisgebiet eingeteilt, denen jeweils etwa 25 000 ansehen wohnen. Sollte es zu kommen, dass Impfungen gegen das Pockenvirus angeordnet werden, würden die 200 000 Kinder, Frauen und Männer aus dem Kreis in nun genau bezeichnete Hallen in ihrer Nähe kommen, um sich gen das Virus immunisieren zu lassen.

Impfung kann Infizierte retten

Jeweils zwischen zwei und sechs Kommunen wurden dazu usammengefasst. Beispiel: Niedenstein, Edermünde, Guxhagen und Körle bilden einen Impfbezirk. Weiteres Beispiel: Gilserberg und Schwalmstadt.

Wie Vize-Landrat Winfried Becker, Gesundheitsamts-Chef Dr. Peter Urban, Kreisbrandinspektor Werner Bahr und Uwe Wunsch vom Katastroph- enschutzamt  unserer Zeitung gestern bei einem, völlig  unabhängig vom Kriegsbeginn geplanten Termin schilderten, entspricht der Plan einem Rechenexempel, das vom Wesen des Pockenvirus abhängt: Innerhalb von fünf Tagen nach einer Infektion kann es durch die Schutzimpfung gestoppt werden. Diese fünf Tage geben den Zeitrahmen vor, innerhalb dessen die Bevölkerung eine Massenimpfung erhalten müsste.

Nicht alle Menschen könnten allerdings geimpft werden, schränkte Urban ein. Eine medizinische Kontra-Indikation würde rund 20 Prozent betreffen - Patienten mit chronischen Krankheiten, Schädigungen des Immunsystems oder hochgradige Allergiker. Besonders sie zu erkennen, wäre die Aufgabe der 160 im Kreis niedergelassenen Ärzte.

Sie alle, so Urban, wurden angeschrieben. Erst nach der Abklärung der Impffähigkeit könnte der Impfstoff gespritzt werden, eine Arbeit, die dann medizinische Helfer erledigen würden. 
Um für den Katastrophenfall durch Pockenviren vorzusorgen, sollen bis zum Jahresende 80 Millionen Impfeinheiten an einem zentralen Punkt vorgehalten werden, erläuterte Urban. Im Katastrophenfall wäre impfen Pflicht.

Denkbar sei nicht nur eine Massenimpfung, sondern auch die Riegelimpfung. Dabei werden lediglich diejenigen geimpft, die mit Infizierten Kontakt hatten. Eine solche Riegelimpfung gegen Pocken habe es in Deutschland zuletzt 1972 gegeben. Über 75000 Menschen wurden damals immunisiert, 685 in Quarantäne genommen. Niemand starb, auch der Kranke kam durch.

Niemand kennt mehr die Symptome

Der Leiter des Gesund­heitsamtes hat jetzt begonnen, Mediziner bei Vortragsabenden der Ärztevereinigungen auf Kreisteilebene über die Pocken zu informieren, deren Krankheitsbild es nicht mehr in allen Lehrbüchern gibt.

Doch, so betonte Uwe Wunsch, würde es eben auch ohne ehrenamtliche Helfer nicht gehen: Von den Feuerwehren über das Technische Hilfswerk bis hin zu sämtlichen Sanitätsdiensten seien alle Kräfte einbezogen. Pro Impf Station würden 120 allein medizinische Helfer benötigt (HNA, 21.03.03).

Stand: 09.04.03 00:08, (c) www.koerle.net 

 

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