Karte zeigt acht Impfbezirke
Bei
Angriff mit Pockenviren 200 000 Impfungen in fünf Tagen möglich
SCHWALM-EDER.
Ein seit 25 Jahren weltweit ausgerottetes Virus hat für die
Gestaltung einer Schwalm-Eder-Landkarte gesorgt, die es so noch
nicht gab. In acht Bezirke wurde das Kreisgebiet eingeteilt, denen
jeweils etwa 25 000 ansehen wohnen. Sollte es zu kommen, dass Impfungen
gegen das Pockenvirus angeordnet werden, würden die 200 000 Kinder,
Frauen und Männer
aus dem Kreis in nun genau bezeichnete Hallen in ihrer Nähe kommen,
um sich gen das Virus immunisieren zu lassen.
Impfung
kann Infizierte retten
Jeweils
zwischen zwei und sechs Kommunen wurden dazu usammengefasst.
Beispiel: Niedenstein,
Edermünde, Guxhagen und Körle bilden einen Impfbezirk.
Weiteres Beispiel:
Gilserberg und Schwalmstadt.
Wie
Vize-Landrat Winfried Becker, Gesundheitsamts-Chef Dr. Peter Urban,
Kreisbrandinspektor Werner Bahr und Uwe Wunsch vom Katastroph-
enschutzamt unserer Zeitung gestern bei einem, völlig
unabhängig vom Kriegsbeginn geplanten Termin schilderten,
entspricht der Plan einem Rechenexempel, das vom Wesen des
Pockenvirus abhängt: Innerhalb von fünf Tagen nach einer Infektion
kann es durch die Schutzimpfung gestoppt werden. Diese fünf Tage
geben den Zeitrahmen vor, innerhalb dessen die Bevölkerung eine
Massenimpfung erhalten müsste.
Nicht
alle Menschen könnten allerdings geimpft werden, schränkte Urban
ein. Eine medizinische Kontra-Indikation würde rund 20 Prozent
betreffen - Patienten mit chronischen Krankheiten, Schädigungen des
Immunsystems oder hochgradige Allergiker. Besonders sie zu erkennen,
wäre die Aufgabe der 160 im Kreis niedergelassenen Ärzte.
Sie
alle, so Urban, wurden angeschrieben. Erst nach der Abklärung der
Impffähigkeit könnte der Impfstoff gespritzt werden, eine Arbeit,
die dann medizinische Helfer erledigen würden.
Um
für den Katastrophenfall durch
Pockenviren vorzusorgen, sollen bis zum Jahresende 80 Millionen
Impfeinheiten an einem zentralen Punkt vorgehalten werden, erläuterte
Urban. Im Katastrophenfall wäre impfen Pflicht.
Denkbar
sei nicht nur eine Massenimpfung, sondern auch die Riegelimpfung.
Dabei werden lediglich diejenigen geimpft, die mit Infizierten
Kontakt
hatten. Eine solche Riegelimpfung gegen Pocken habe es in
Deutschland zuletzt 1972 gegeben. Über 75000 Menschen wurden damals
immunisiert, 685 in Quarantäne genommen. Niemand starb, auch der
Kranke kam durch.
Niemand
kennt mehr die Symptome
Der
Leiter des Gesundheitsamtes hat jetzt begonnen, Mediziner bei
Vortragsabenden der Ärztevereinigungen auf Kreisteilebene über die
Pocken zu informieren, deren Krankheitsbild es nicht mehr in allen
Lehrbüchern gibt.
Doch,
so betonte Uwe Wunsch, würde es eben auch ohne ehrenamtliche Helfer
nicht gehen: Von den Feuerwehren über das Technische Hilfswerk bis
hin zu sämtlichen Sanitätsdiensten seien alle Kräfte einbezogen.
Pro Impf Station würden 120 allein medizinische Helfer benötigt
(HNA, 21.03.03).
Stand: 09.04.03 00:08, (c) www.koerle.net
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