Installierte Leistung stieg gegenüber dem Vorjahr um 50 %
Die deutsche Windkraft-Branche hat das erfolgreichste Jahr seiner noch jungen Geschichte hinter sich: Bundesweit gingen 1999 insgesamt 1.674 Windturbinen mit einer Gesamtleistung von 1568,93 Megawatt (MW) neu an das Stromnetz. Der deutsche Windkraft-Markt hat damit den Rekordwert des Vorjahres (793 MW) weit übertroffen. Am 31. Dezember 1999 drehten bundesweit über 7.850 Windturbinen ihre Rotoren im Wind, die gesamte installierte Leistung betrug rund 4.450 Megawatt; das sind 54,6 Prozent mehr als Ende des Jahres 1998. Deutschland ist damit weiterhin mit großem Abstand vor den USA (rund 2.500 MW) weltweit führend bei der Windkraft-Nutzung. Die in Deutschland aufgestellten Windräder können in einem normalen Windjahr rund 8,5 Milliarden Kilowattstunden saubere Energie erzeugen, rund zwei Prozent des bundesweiten Strombedarfs.
Für den BWE-Vorsitzenden Dr. Peter Ahmels ist diese positive Entwicklung auf dem Weg zu einer nachhaltigen Energieversorgung vor allem Ausdruck der erfolgreichen Vergütungsregelung in Deutschland: "Das Stromeinspeisungsgesetz ist der Garant für den Windkraft-Boom. Nur diejenigen europäischen Länder, die eine Mindestpreisregelung haben, können solche Erfolge vorweisen." Das Einspeisegesetz, das derzeit novelliert wird, verpflichtet die Netzbetreiber, den Strom aus regenerativen Energieanlagen zu einem festen Preis aufzunehmen und zu vergüten.
Niedersachsen ist weiterhin die Nummer Eins bei der Windkraft-Nutzung. Das norddeutsche Bundesland hat im vergangenen Jahr die 1.000-Megawatt-Schwelle überschritten. Damit ist allein in Niedersachsen mehr Windkraft-Leistung installiert als in jedem anderen europäischen Land, mit Ausnahme von Spanien und Dänemark. In 1999 fiel der Zuwachs zwischen Harz und Nordsee mit über 380 MW (408 Anlagen) bundesweit am stärksten aus. Mit nunmehr 1202 MW sind mehr als 25 Prozent der deutschen Windkraft-Kapazität in Niedersachsen installiert. Windkraft kann damit mittlerweile rund fünf Prozent des niedersächsischen Strombedarfs decken.
Als zunehmende Gefahr für den weiteren Windkraft-Ausbau erweisen sich jedoch die Verzögerungen bei der Novelle des Stromeinspeisungsgesetzes. "Wenn der in weiten Teilen richtungsweisende Entwurf der Neuregelung nicht zügig umgesetzt wird, gibt es einen schmerzlichen Einbruch in der Windkraft-Branche", warnt der BWE-Vorsitzende Ahmels. Bei einem Abbruch der dynamischen Entwicklung wären auch die weit über 20.000 Arbeitsplätze im Windsektor gefährdet. Der BWE-Vorsitzende Peter Ahmels fordert von der Politik deshalb ein schnelles Handeln bei der Novellierung des Einspeisegesetzes.
Bei der regionalen Verteilung der Windkraft-Leistung nehmen Schleswig-Holstein mit 953 MW (Windstrom-Anteil an der Energieversorgung rund 18 Prozent) und Nordrhein-Westfalen als windreichstes Binnenland mit rund 420 MW nach Niedersachsen die Plätze Zwei und Drei ein. Die größten Zuwächse konnten im Jahr 1999 bislang außer in Niedersachsen vor allem in den neuen Bundesländern verzeichnet werden.
Marktführer ist auch 1999 das Auricher Unternehmen Enercon, das allein am Standort Aurich über 1.500 Mitarbeiter beschäftigt, mit einem Anteil von 25,6 Prozent an der neu installierten Leistung. Es folgen die Unternehmen Vestas Deutschland GmbH (15,7 %), eine Tochter des dänischen Konzerns Vestas Wind Systems A/S und die Nordex Borsig Energy (13,2 %). Insgesamt halten die ersten sieben Windkraft-Firmen einen Marktanteil von über 90 Prozent. Die durchschnittliche Größe der neu errichteten Windturbinen steigt weiter an. 1999 betrug dieser Wert rund 940 kW, gegenüber 1998 sind das rund 150 kW mehr. Damit lassen sich an den knapper werdenden Standorten in Deutschland immer weniger Anlagen mit einer größeren Leistung aufstellen.