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Vom
Bauernhof zur Wohngemeinde
Im
Dorf hatten die Bauern das Sagen
Über
viele Jahrhunderte lebten in unseren Dörfern die Menschen von und
mit der Landwirtschaft. Nicht nur die Bauern verdienten ihren
Lebensunterhalt in diesem Erwerbszweig. Auch die meisten anderen
Dorfbewohner hatten einen direkten oder indirekten Bezug zu Ackerbau
und Viehhaltung. Das waren zum Beispiel Handwerker wie die Schmiede,
Stellmacher (Wagner), Sattler und auch die „Kötner“ oder „Kötter“
(abgeleitet von Kate) oder wie diese Bevölkerungsgruppe später
auch genannt wurde : „die geringe Leute“; also die Familien, die
zwar ein Häuschen (eine Kate) besaßen aber keinen oder nur einen
geringen Landbesitz. Darunter waren früher die Hirten, die
Dorfdiener, später auch Weber, Schuster und Schneider. In Zeiten
erhöhten Arbeitsanfalls, etwa während der Ernte, arbeiteten diese
als Aushilfskräfte bei den Bauern.
Von
den Dorfbewohnern hatten die Bauern unter den „Diensten“ sehr zu
leiden. Diese Dienste waren verschiedene Arbeiten und
Dienstleistungen, die der „Allergnädigsten Herrschaft“, also
dem Landgrafen in Kassel ohne Entgelt erbracht werden mussten.
Von
diesen Belastungen einmal abgesehen, kann man jedoch sagen, dass in
unserer Gegend die Bauern relativ freie Herren auf ihren „Hufen“
(Höfen) waren. Das galt vor allem für die Dörfer, die keine
„Adelsdörfer“ waren, die demnach keinem adeligen Herren,
sondern direkt dem Landgrafen in Kassel „Untertan“ waren. Zu
dieser Gruppe zählten Körle, Empfershausen, Lobenhausen und
Wagenfurth. Die jeweiligen Landgrafen ließen sich in den Dörfern
zwar ständig durch einen Greben (heute: Bürgermeister)
vertreten, doch dieser Grebe war in der Regel ein ortsansässiger
Bauer. Leibeigenschaft, wie sie aus anderen Teilen Deutschlands
berichtet wird, gab es in unserer Gegend nicht.
Die
Bevölkerungsstruktur wandelt sich
Auch
wenn man die großen Belastungen berücksichtigt. Die über
Jahrhunderte auf dem Bauernstand lagen, kann man doch sagen, dass während
dieser Zeit die Bauern in den Dörfern unserer Gegend tonangebend
waren. So war es zum Beispiel durchaus üblich, dass Besitzer der größeren
Bauernhöfe mit „Häre“ (Herr) angeredet wurden. Es gab in der
Vergangenheit Zeiten, in denen es viele Bauern auch zu Necknamen
(Spitznamen); „die Schmalzgrube“, sonst erklären? Ein Beleg für
diese Annahme ist auch die Tatsache, dass um 1850 mehrere
Wagenfurther Bauern ihrer Gemeinde ein Darlehen in Höhe von 1.200
Talern gewähren konnten. Auch aus Empfershausen ist bekannt, dass
Bauern Geld verliehen haben. Da heißt es zum Beispiel in einer
Urkunde aus dem Jahre 1743: „Auf dieser Gemeinde haften keine
Schulden. Sonst aber haben die meisten Bauern alhier den Cörler
Inwohnern Geldsummen auf Ländereyen dargeliehen ...“.
In
der Regel hatten die Landwirte mit dem größten Besitz auch den größten
Einfluss im Dorf.
Das
änderte sich allmählich etwa ab dem Jahre 1880. Auch in Nordhessen
waren inzwischen Industriebetriebe gegründet worden. Besonders in
Kassel machte die industrielle Entwicklung große Fortschritte. In
kleineren Städten wie Melsungen wurden ebenfalls Fabriken gebaut,
Schwerpunkt waren hier Webereien und die Tuchherstellung. Man
suchte dringend Arbeitskräfte. Aus den Familien der „geringen
Leute“ fanden vorwiegend die Männer einen Arbeitsplatz in der
Industrie, sowie in den ebenfalls aufblühenden Handwerks- und
Gewerbebetrieben und im Handel. Anhand der verkauften
„Arbeiterwochenkarten“ kann man errechnen, dass im Jahre 1904
vom Bahnhof Körle aus täglich etwa 50 - 60 Arbeiter nach Kassel
pendelten; hinzu kamen die Auspendler nach anderen Orten, etwa nach
Melsungen. Nach dem 1. Weltkrieg entstanden in Körle und in
Empfershausen zahlreiche Arbeitsmöglichkeiten, besonders durch das
damals expandierende „Basaltwerk“. Somit verloren nach und nach
die landwirtschaftlichen Betriebe als Arbeitgeber für die Dorfbevölkerung
an Bedeutung. Aus den Bauerndörfern wurden Wohngemeinden. Die
Einwohnerzahl in den Dörfern stieg an, der Anteil der in der
Landwirtschaft Beschäftigten nahm im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung
ständig ab. Die folgende Tabelle zeigt die Entwicklung der Bevölkerungszahl
in den einzelnen Orten: in der Zeit von 1820 - 1930:
|
1820
|
1885
|
1905
|
1930
|
Körle
|
474
|
638
|
692
|
910
|
Empfershausen
|
173
|
199
|
180
|
227
|
Lobenhausen
|
103
|
113
|
115
|
121
|
Wagenfurth
|
124
|
102
|
111
|
91
|
Wagenfurth
geht einen eigenen Weg
Wagenfurth
nimmt hier eine Sonderstellung ein. Während in den anderen Orten
die Bevölkerungszahl zunahm, ging sie in Wagenfurth zurück. Das
wird nach mündlicher Überlieferung mit der Ablehnung einiger
Wagenfurther Bauern gegenüber Zuzüglern aus anderen Orten begründet.
In der Zeit von 1900 bis 1940 wurde in Wagenfurth nur ein Wohnhaus
neu errichtet. Es handelt sich um das von den Familien Jacob und Kördel
im Jahre 1931 erbaute Doppelhaus. Die aus Körle stammenden
„Zuwanderer“ hatten damals große Schwierigkeiten zu überwinden,
bis der Hausbau genehmigt wurde. Nachdem sie in ihr neues Haus
eingezogen waren, vergingen noch vier Jahre, bis die
Wasserinteressenten den Familien Jacob und Kördel gestatteten, das
Haus an die Wasserleitung anzuschließen. Die Genehmigung war mit
mehreren Auflagen verbunden. Vier Jahre lang mussten beide Familien
das Wasser aus dem Ringelborn in der Fuldaaue holen.
Nun
sollten man den alteingesessenen Wagenfurthern keine
Fremdfeindlichkeit unterstellen,
vielmehr
hatte man damals einfach kein Interesse daran, wertvolles Ackerland
als Bauland abzugeben.
In
den Jahren nach dem 2. Weltkrieg gab es einige Neubauten im Dorf. Ab
dem Jahre 1950 ist in der Wagenfurther Gemarkung eine größere
Anzahl Wochenendhäuser gebaut worden. Dieses Wochenendgebiet wurde
allerdings in einem Bereich ausgewiesen, der zwar landschaftlich
sehr schön ist, sich für den Ackerbau aber weniger eignet. So kam
es zu der kuriosen Situation, dass in dem Wagenfurther
„Feriengebiet“ mehr Häuser anzutreffen sind als im eigentlichen
Dorf. Erst mit der begonnenen Erschließung eines Neubaugebietes im
Jahre 2002 ändert sich diese Situation. Im Vergleich mit den übrigen
Ortsteilen der Gemeinde Körle konnte Wagenfurth am längsten seinen
Charakter als Bauerndorf bewahren.
Vom
Wandel in der Landwirtschaft
Vollerwerbsbauern
und Arbeitsleute
Bis
etwa 1960 gab es in unserer Gegend noch eine starke Bindung zwischen
den Vollerwerbsbauern und den sogenannten „Ziegenbauern“. So
nannte man die Dorfbewohner , die zwar ein kleines Stück Ackerland
bewirtschafteten, jedoch einen anderen Beruf ausübten und selbst
keine Ackergeräte und Maschinen besaßen. Hier treffen wir auf zwei
damals übliche Begriffe, den „Zächenburen“ und „geringe
Liere“ (geringe Leute).
Vorwiegend
die Frauen aus den Haushalten dieser Bevölkerungsgruppe wurden als
Hilfskräfte von den bäuerlichen Betrieben zu Saisonarbeiten
herangezogen, sei es zum Rübenhacken, zum Heumachen, zum
Garbenbinden oder zum Kartoffellesen. Die Bauern wiederum
bearbeiteten „ihren Arbeitsleuten“ deren landwirtschaftliche Flächen.
Sie pflügten das Ackerland, fuhren das Heu von der Wiese, brachten
das Getreide zur Drehmaschine und rodeten die Kartoffeln aus. Im
Winter wurde dann „abgerechnet“.
Das
gilt in der Tendenz für alle Körler Ortsteile, allerdings nur
eingeschränkt für Wagenfurth.
Dieses
Dorf hatte gemessen an der Gesamtbevölkerung stets nur einen
kleinen Anteil von „geringen Leuten“. Allerdings fanden die
Wagenfurther bäuerlichen Betriebe in früheren Jahrzehnten ihre
„Arbeitsleute“ in Körle.
Nachdem
die Menschen in den Dörfern wieder Vertrauen in eine gesicherte
Lebensmittelversorgung gefasst hatten, gab es in unserer Gegend
immer weniger „Kleinstbauern“. Arbeiter und Angestellte gaben
die Ziegen- und Schweinehaltung auf. Auch die „kleineren
Kuhbauern“, welche ihre Landwirtschaft nur als Nebenerwerb
betrieben, verloren allmählich das Interesse an Viehhaltung und
Ackerbau und verpachteten ihre Felder. Das Arbeitsverhältnis
zwischen Vollerwerbsbauern und „Arbeitsleuten“ gehörte der
Vergangenheit an.
Die
Voraussetzungen für den Ackerbau waren in Wagenfurth nicht ungünstig
Die
Bodenqualität ist im Laufe der Zeit sehr oft bewertet worden. Aus
den vielen erarbeiteten Statistiken möchte ich eine Aufstellung aus
dem Jahre 1904 heranziehen, zumal diese in ihrer Aussage kaum von früheren
oder späteren Untersuchungen abweicht. Die folgende Statistik zeigt
die Einteilung des Kulturlandes der Gemeinden in vier
Grundsteuerreinertragsklassen. Die Holzungen sind nicht mit
einbezogen. Je höher der Grundsteuerreinertrag, desto größer wird
die Möglichkeit eines guten Ernteertrags eingeschätzt.
Verteilung
des Kulturlandes auf vier Steuerklassen
Ort
bis zu 20 Mark 20 - 40 Mark
40 - 60 Mark
über 60 Mark
Durchschnittl.
ha.
%
ha.
%
ha.
%
ha.
%
Reinertrag
in
Mark je ha.
Empfersh.
71,2
36,9
70,5
36,4
42,3
21,9
9,1
4,8
26,60 Mark
Lobenh.
14,7
12,4
53,0
44,9
47,9
40,6
2,5
2,1
36,60 Mark
Körle
158,3
28,6
239,5 43,3
137,1 24,8
17,9
3,3
30,40 Mark
Wagenf.
13,9
11,3
59,8
48,4
38,3
31,0
11,5
9,3
35,90 Mark
Diese
Untersuchung erfolgte im damaligen Kreis Melsungen etwa um 1900. Im
Vergleich mit anderen Dörfern werden im Durchschnitt die Böden der
Gemeinden Lobenhausen, Wagenfurth und Körle als relativ hochwertig
eingestuft; allerdings erreichen sie nicht die Qualität der Böden
in den Ebenen an der Eder und der Schwalm.
Neben
der Bodenqualität ist das geeignete Klima eine wichtige
Voraussetzung für eine lohnenswerte Landwirtschaft. Berichte über
sehr nasse oder auch sehr trockene Jahre finden wir immer wieder in
alten Aufzeichnungen. Die Folge war damals meist eine mehr oder
weniger große Hungersnot. Das sind jedoch Ausnahmesituationen.
Insgesamt kann man sagen, dass sowohl die Bodenqualität als auch
das Klima für eine erfolgreiche Landwirtschaft geeignet waren.
Diese Bewertung bezieht sich jedoch nur auf die Vergangenheit. Mit
Blick auf die Politik der Europäischen Union und auf die zunehmende
Globalisierung möchte ich mir für die Zukunft kein Urteil
erlauben.
Vom
ständigen Wandel im bäuerlichen Landbau
Über
viele Jahrhunderte hatte sich bei den Anbaumethoden und bei der
Viehhaltung nur wenig geändert. Im 19. Jahrhundert setzte sich
jedoch eine Entwicklung ein, die bis heute zu einem ständigen
Wandel in der Landwirtschaft führte. Es gab die allmähliche Abkehr
von der Dreifeldwirtschaft, zudem eröffnete sich die Möglichkeit,
mit Mineraldünger, durch bessere Anbaumethoden und durch Neuzüchtungen
die Erträge enorm zu steigern. Mit Hilfe der Mechanisierung bis hin
zur Automatisierung konnten Arbeitskräfte eingespart werden, damit
stieg die Produktivität. Schließlich wurden wirksamere Methoden
und Mittel zur Bekämpfung von Krankheiten und Schädlingen
entwickelt, die ebenfalls zu einer Produktivitätssteigerung führten.
Die
rapide Entwicklung verlangte von den Bauern, sich ständig
weiterzubilden und die Neuerungen zu nutzen. Im Jahre 1820 bereiste
ein landgräflicher Beamte unsere Gegend. In einem Bericht über das
damalige Amt Melsungen kam er zu folgendem Urteil: „Der
Landmann geht ungern von der Väter Weise ab und bestellt seine Äcker
nach der Dreifeldwirtschaft. Misstrauen erfüllt sie gegen alles,
was neu ist oder neu erscheint!“. Mag sein, dass er damals recht
hatte, aber wer überleben wollte, musste in den folgenden
Jahrzehnten eine solche Einstellung grundlegend ändern. Ein
Beispiel für den Wandel in der Landwirtschaft bietet auch die
folgende Tabelle. Entwicklung der Viehhaltung in Wagenfurth
|
1820
|
1904
|
1951
|
1974
|
2002
|
Pferde
|
22
|
26
|
20
|
0
|
8
|
Rinder
|
22
|
89
|
117
|
196
|
170
|
Schafe
|
ca.
160
|
1
|
3
|
0
|
40
|
Schweine
|
?
|
229
|
213
|
484
|
80
|
Ziegen
|
?
|
6
|
9
|
0
|
0
|
Zugochsen
|
4
|
0
|
0
|
0
|
0
|
Während
die Pferde in früherer Zeit als Zugtiere genutzt wurden, dienen sie
heute mehr dem Sport und werden aus Liebhaberei gehalten. Ein
anderes Bild ergibt sich bei den Rindern. Zu Zeiten als der Hirte
die Kühe in den Hutewald und auf die Gemeindehuten treib, setzte
die zur Verfügung stehende Futtermenge enge Grenzen. Außerdem
wurde auf die Milcherzeugung kein besonderer Wert gelegt. Die Milch
diente vorwiegend der Eigenversorgung. Das änderte sich erst, als
im Jahre 1908 in Guxhagen eine Molkerei gegründet wurde und sich
dadurch gute Absatzmöglichkeiten eröffneten. Die Schafhaltung ging
schon ab. Mitte des 19. Jahrhunderts zurück. Weil das Brachland
zunehmend mit Hackfrüchten und anderen Pflanzen ausgestellt wurde,
entfielen die Weideflächen in der Dorfgemarkung. Auch Ziegenhaltung
wurde in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts besonders von
Klein- und Kleinstbauern betrieben.
Als
in den Jahren nach dem 2. Weltkrieg die Lebensmittelversorgung
gesichert schien und der allgemeine Lebensstandard stieg, ging die
Ziegenzucht sehr schnell zurück.
Verzeichnis
der Grundbesitzer aus dem Jahre 1901
Haus
Nr.
Name des Grundbesitzers
Fläche in Hektar (gerundet)
1 Valentin
Emmeluth
17
2
Köbberling, Johannes - Justus
11
3
Griesel, Valentin Otto
18,5
4
Emmeluth Johann Justus
17
5
Hüner, Konrad
4
6 Freudenstein,
Valentin
4
7 Krug,
Konrad
5
8 Hardung,
Adam
12,5
9 Griesel,
Ludwig Georg
3,5
10 Reinbold,
Georg Andreas
2
11
Dieling, Heinrich
4
12
Umbach, Johannes
0,7
13
Die Kirche
0,5
14
Dieling, Hellwig
0,5
14 ½
Dieling, Justus
0,6
15
Schmidt, Johann Georg
14
16
Hörich, Justus
2
Die Gemeinde
3
In
Wagenfurth gab es demnach im Jahre 1901 sechs Bauernhöfe mit einer
Nutzfläche von 11 bis 17 Hektar und weitere drei Höfe, die Flächen
von vier bzw. fünf Hektar bearbeiteten, insgesamt also neun
Vollerwerbslandwirte. Das hat sich in den folgenden fünfzig Jahren
nut geringfügig geändert.
Wagenfurther
Landwirte im Jahr 2003
An
einigen Beispielen möchte ich hier aufzeigen, wie sich die
Situation unter den Bauern in Wagenfurth in den letzten fünfzig
Jahren radikal geändert aht. Der in der Aufstellung von 1901
genannte Hof Schmidt gehörte im Jahr 1950 der Familie Berge. Als
der Hoferbe nach dem 2. Weltkrieg aus der Gefangenschaft zurückgekehrt
war, heiratete er Anfang in einen Röhrenfurther Bauernhof ein.
Damals war es nicht üblich, vom Hof weit entfernte Felder zu
bewirtschaften. Deshalb wurden bald danach die Hofreite und die
landwirtschaftlichen Flächen verkauft. Zu der Zeit waren die Bauern
noch daran interessiert ihren Landbesitz aufzustocken. Daher wurden
Felder und Wiesen des ehemaligen Hofes Berge unter mehreren
Wagenfurther Interessenten aufgeteilt. Wohnhaus und Wirtschaftsgebäude
wurden in den 60er Jahren abgerissen.
Der
Hof Emmeluth war über Jahrhunderte im Besitz der Familie. Im Jahre
1968 nahmen die Besitzer an dem sogenannten Aussiedlungsprogramm
teil. Weil die alten Wirtschaftsgebäude in der Nähe des Neubaus
lagen, konnten sie weiterhin genutzt werden. Das ehemalige Wohnhaus
wurde im Jahre 1973 abgerissen. Seit 1985 ist der Betrieb
stillgelegt. Die landwirtschaftlichen Flächen sind verpachtet. Die
Wirtschaftsgebäude wurden an die Firma Osterberg verkauft.
Heute
existieren von den ehemals neun Vollerwerbshöfen nur noch drei. Um
die Existenz zu sichern und den Lebensstandard auf einem erträglichen
Niveau zu halten, mussten auf Grund der geringen Preismargen, über
Flächenzuwächse höhere Erträge erarbeitet werden. Das heißt,
die landwirtschaftlichen Nutzflächen der nicht mehr aktiven Höfe
wurden meist auf dem Wege der Pacht von den verbleibenden Betrieben
übernommen.
Der
Betrieb des Landwirtschaftsmeisters Gerd Freudenstein ist schon seit
Generationen im Besitz der Familie. Neben der Milcherzeugung und der
Bullenmast wird von Freudensteins Getreideanbau betrieben und Grünland
bewirtschaftet.
Der
Hof der Familie Lanzenberger hat sich schwerpunktmäßig auf
Getreideanbau verlegt. Die Tierhaltung dient lediglich der
Eigenversorgung. Zusätzlich werden zu Beginn des Jahres 2003
traditionsgemäß noch etwa 40 Schafe gehalten. bei dem Hof
Lanzenberger handelt es sich um den ehemaligen Wagenfurther
„Schafhof“.
Über
den Bauernhof der Familie Reinhardt wird an anderer Stelle dieser
Festschrift ausführlich berichtet.
Wenn
man vom Wandel in der Landwirtschaft spricht, darf ein Aspekt nicht
unerwähnt bleiben. Während in den vergangenen Jahrhunderten die
Nahrungsmittelerzeugung im Vordergrund stand, hat die heutige
Landwirtschaft eine weitere wichtige Aufgabe; es gilt, unsere
Kulturlandschaft zu pflegen und zu erhalten. Gerade auch deshalb
sollte es in unseren Dörfern auch in Zukunft die Bauern geben.
Stand: 15.06.03 12:56, (c) www.koerle.net
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